23 August 2011

Zwölf Fakten über Dromedare

  1. Das Dromedar ist ein einhöckeriges Kamel, das in weiten Teilen Afrikas, Asiens und in Australien verbreitet ist.

  1. Dromedare käuen ihr Futter zwar wieder – werden aber nicht zu den Wiederkäuern gerechnet, da sich das Verdauungssystem durch das Vorhandensein von Drüsen in den vier Mägen (Wiederkäuer haben lediglich drei Mägen) maßgeblich unterscheidet.



  1. Kamele bevorzugen in ihren Weidegründen bestimmte teils auch dornige Bäume und Büsche. Sie fressen, wenn sie daran gewöhnt sind auch Heu und Stroh. Als Unterwegsverpflegung dient in Indien häufig gehäckseltes Linsenstroh (Guarti genannt). In weiten Wüstengebieten Rajasthans/Indien wurden neue Baumarten angepflanzt, die von Kamelen nicht verdaut und daher nicht gefressen werden können. Die Verbreitung dieser Bäume im Namen des Naturschutzes verdrängt die Kamele.

  1. Dromedare sind vorzüglich an trocken-heiße Lebensräume angepasst. Das sie monatelang bei bester Gesundheit ohne Futter und Wasser auskommen können, ist ein Gerücht. Tatsächlich können sie sehr viel Wasser aufnehmen, das aber nicht, wie häufig irrtümlich geglaubt, in den Höckern aufbewahrt wird. Gleichzeitig scheiden Kamele wenig Wasser aus, weil sie ihren Exrementen Wasser entziehen. In den Höckern speichern Kamele Fett, das bei schlechter Ernährungslage abgebaut wird. Bekommt ein Kamel nicht regelmäßig Wasser und Futter, wird es schwach und verliert an Leistungsfähigkeit – aber es kann überleben.

  1. Kamele gehören zu den wenigen Tieren, die sich liegend paaren. Zum Begatten hockt sich das männliche Tier hinter das liegende weibliche. Der Paarungsakt kostet die Tiere enorm viel Energie. Nicht jedes männliche Tier ist immer paarungsfähig. Es hängt u. a. vom Ernährungszustand ab, ob das männliche Tier brünstig wird. Dann stülpt es seinen Zungensack nach außen und „blubbert“. Durch Schlagen mit dem quastenartigen Schwanz „parfümiert“ sich das männliche Tier mit einer Mischung aus Kot und Urin, was den Kameldamen offenbar gut gefällt, einem etwaigen Reiter weniger. Es empfiehlt sich daher, bei brünstigen Kamelen den Schwanz festzubinden, wenn man auf ihnen reiten will.

  1. Ein Kamel wird mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif, es trägt nach der Begattung ein gutes Jahr und kann bis zu 50 Jahre alt werden.

  1. Dromedare verfügen über drei Gangarten. Sie können gemächlich schreiten, sie können zügig im Pass gehen – wobei immer wechselnd die rechten oder die linken Beine voran geschwungen werden und sie können Galoppieren wobei sie eine beachtliche Geschwindigkeit erzielen. Bei Karawanentieren ist der Schritt die am häufigsten eingesetzte Gangart. Pass und Galopp kommt nur Selten zum Einsatz. In einigen arabischen Ländern werden Dromedare zum Rennen, als „Galopper“ genutzt.

  1. Das Dromedar ist ein vielseitig nutzbares Tier. Es dient zur Fortbewegung als Reit-oder Wagentier, es gibt eine schmackhafte, leicht salzige Milch, es liefert eine raue Wolle, der Kot ist rocken und faserig brennt hervorragend und dient in baumarmen Wüstenregionen als Brennstoff für Herdfeuer und zur Papierherstellung, das Leder ist haltbar und extrem zäh und zur Anfertigung aller denkbaren Lederwaren geeignet , das Fleisch gilt als besonders Cholesterin arm.

  1. Das Kamel ist eine aussterbende Spezies. Der Weltkamelbestand ist nach Zahlen von Umwelt- und Hilfsorganisationen zwischen 1995 und 2005 um 20 Prozent gesunken. Der Trend hat sich noch beschleunigt. Betroffen ist sowohl das zweihöckerige Baktrische Kamel, wie auch das Dromedar. Besonders dramatisch ist der Rückgang in Rajasthan/Indien. Dort ist es vor allem die künstliche Bewässerung und Aufforstung, die den traditionellen Kamelherden die Lebensgrundlage entzieht. In vielen Ländern wird das Kamel. als Fortbewegungsmittel durch das Kraftfahrzeug verdrängt, obwohl es gerade für die arme Landbevölkerung eine billige und umweltfreundliche Alternative ist.

  1. Der Preis für ein gutes Safarikamel auf dem Kamelmarkt in Pushkar liegt nach meinen eigenen Erhebungen zwischen 500 und 900 Euro. Der Preis für ein Kamel in Rajasthan hat sich wegen der steigenden Spritpreise laut der Zeitung "Financial Times" in den vergangenen Jahren auf rund 1000 US-Dollar verdreifacht. Damit sind seien allerdings immer noch billiger als ein einfacher Traktor, der ab 4000 Dollar zu haben ist. Kamele können aber noch teurer werden. NTV berichtet aus den Vereinigten Arabischen Emiraten dass ein Käufer den Rekordpreis von umgerechnet 6,5 Millionen Dollar (4,7 Millionen Euro) für drei Kamelstuten gezahlt habe. Bei einem Kamel-Festival in Dafra, rund 150 Kilometer südlich von Abu Dhabi, habe der Händler Hamdan bin Ghanem 2,7 Millionen Dollar für das teuerste Tier gezahlt. Für zwei weitere Kamele zahlte er demnach 2,4 und 1,4 Millionen Dollar.

  1. Einhöckerige Kamele (Dromedare) und zweihöckerige Kamele (Baktrische Kamele) lassen sich miteinander kreuzen. Was dabei rauskommt, ist nicht etwa ein Kamel mit drei Höckern, sondern eines was einen sonderbaren lang gezogenen oder einen kleineren Höcker hat. Wozu die Kreuzung gut sein soll, ist auch mir nicht bekannt und muss wohl noch herausgefunden werden.

  1. Heute gibt es leider keine wildlebenden Dromedare mehr. Zweihöckerige Kamele sind in ihrer Wildform äußerst selten. In China soll es noch eine Population von einigen hundert Tieren in der Taklamakan-Wüste geben. In der mongolischen Wüste Gobi läuft ein Rettungsprogramm für die letzten wildlebenden Kamele mit der Unterstützung deutscher Wissenschaftler.

14 August 2011




Tipps rund um eine Camelsafari

In vielen Städten in Rajasthan werden Safaris auf dem Rücken von Reitkamelen angeboten. Dies ist vor allem in Jaisalmer, Pushkar, Bikaner und Osian der Fall. Doch aufgepaßt: Kamelsafari ist nicht Kamelsafari.

1. Laßt Euch auf jeden Fall vor der Buchung die Kamele zeigen. Ein gutes von einem schwachen Kamel zu unterscheiden ist nicht schwer. Ein gesundes Kamel muß einen ausgeprägten Höcker und ein gesundes Fell haben. Schwache Tiere stellen eine Gefahr für den Reiter dar. Sie stolpern leicht und stürzen! Das ist oft vorgekommen, mit bösen Folgen für den Reiter. Die medizinische Versorgung im Jaisalmer-District ist katastrophal.




2. Kamele die am Hinterteil mit Kot verschmiert sind, die Zunge herausstülpen und "blubbern", sind in Paarungsstimmung. Sie sind eigenwillig, schwer zu reiten und können gefährlich beißen. Auf Trekks über Nacht hauen sie gern ab. Geile Kamelhengste sind zwar besonders gesund und kräftig aber ziemlich eklig und ich möchte keinen für eine Safari haben.

3. Akzeptiert keine Kameltreiber, die mit den Tieren brutal umgehen. Es ist der Horror schlechthin, wenn ein Treiber permanent auf ein schwaches Kamel eindrischt. (Ein Klaps mit einem Zweig durch den Reiter ist ok.)

4. Verlangt für jeden ein eigenes Kamel. Indische Kameltreiber wollen oft ein Kamel gemeinsam mit Touristen-Frauen benutzen und nutzen die Situation aus. Wenn Du meinst, Du kannst es nicht allein reiten, besser hinten sitzen oder am Zügel führen lassen.

5. Auf längeren Safaris (über eine Woche) unbedingt ein Zelt und einen Kamelwagen mitnehmen. Wenn man müde oder wundgeritten ist, kann man sich mal auf den Wagen setzen.

6. Möglichst irgendwo direkt bei den Kamalleuten nach einer Safari fragen. Meidet die Agenturen und Hotelbesitzer, dort wird gern abgezockt. Behauptet ein Agent oder Hotelier er habe "eigene Kamele", die für die Gäste zur Verfügung stehen, ist das meistens gelogen.

7. Ab einer dreiwöchigen Tour (z.B. Jaisalmer nach Pushkar) ist die Anschaffung eines eigenen Tieres in Erwägung zu ziehen. (Kostet ca. 500 Euro) In Jaisalmer habe ich gute Erfahrungen mit Der Familie von Lunji Singh, (Sein Wohnplatz in Jaisalmer heißt: "Kachi Basti") gemacht, der mich beim Ankauf von Kamelen hervorragend beraten hat und die Kamele mit Gewinn wieder verkaufte. Z.Zt. betreibt der jüngste Sohn, Padam das Geschäft. (Tel.: 9602741951). Mit dieser Familie bin ich mehrmals über Wochen in der Wüste gewesen.

8. Der alte Sadu Dharamlasa von Besakih, den ich in früheren Posts zum einfachen und billigen Übernachten empfohlen habe, ist leider baufällig und kann nicht mehr genutzt werden. Das Zelten dort ist aber weiter möglich. (Einfach den Brahmanen des nahegelegenen Tempels fragen.)




Maßnahmen gegen das Aussterben der indischen Dromedare

KAMELE HABEN EINE LOBBY – HILFSPROJEKTE IN DER WÜSTE THAR

Nach zahlreichen Reisen nach Indien und nach vier umfangreichen Expeditionen in das Gebiet der Wüste Thar in Indien habe ich mich entschlossen, mitzuhelfen, die einmalige Kultur der einheimischen Kamelzüchter und Hirtendörfer zu retten und nachhaltig zu fördern. Zu meiner Person: Ich bin Anfang der 90iger Jahre mit meiner Lebensgefährtin Christiane nach Rajasthan gekommen, um als Sozialpädagoge mit zwei "schwer erziehbaren" Jugendlichen eine erlebnispädagogische Wüstendurchquerung zu machen. Das Erlebnis einer Safari von Jaisalmer nach Pushkar war besonders für mich selbst prägend, so dass ich noch einige dieser Reisen (größtenteils ohne Jugendliche) angeschlossen habe. Insgesamt bin ich viele Monate mit meinen Kamelen in der Wüste gewesen und habe in den vergangenen Jahren den Niedergang der Kamelhaltung in dem Gebiet und die zunehmende Verarmung der Bevölkerung aus nächster Nähe mitbekommen. Mein Beitrag zu helfen war, Kamele direkt bei den Züchtern zu kaufen und sie nach meiner Nutzung an die Jungs aus einer armen Rajput-Familie zu verschenken, die mich immer in die Wüste begleitet haben und die sich nun teilweise persönlich mit ihren finanziellen Wünschen an mich klammern, als wäre ich der letzte rettende Strohhalm.

Ich möchte dort unten gern weiter helfen, sehe jedoch in einer individuellen Unterstützung einer einzelnen Familie wenig Perspektive. Es müssen
Maßnahmen ergriffen werden, mit denen wir erreichen, dass wieder zunehmend Menschen von ihren Viehherden und besonders den Dromedaren in der Wüste leben können. Wir wünschen uns, durch unsere Hilfe die Kultur der Hirtenstämme lebendig zu halten und gleichzeitig durch extensive Bewirtschaftung umfangreicher Flächen die Ökologie der Wüste im Gleichgewicht zu halten und den einmaligen Charakter der Landschaft für zukünftige Generation von Wüstenbewohnern, Viehzüchtern und Besuchern zu schützen und zu erhalten. Dies kommt vor allen ärmeren Bevölkerungsschichten zugute, die auf das Leben mit den Kamelen angewiesen sind.

Unser oberster Grundsatz ist, nichts ohne die Mitwirkung von Einheimischen zu unternehmen und eingesetzte Gelder künftig nur in Ausnahmefällen zu verschenken, sondern vorzugsweise an Angehörige der einheimischen Landbevölkerung als Mikrokredite zu gewähren. Neben materieller Hilfe sehen wir es als unsere Pflicht an, über die sozioökonomischen Grundlagen der Wüstenbewohnern unter den Menschen unseres Herkunftslandes zu informieren und das Wissen über die Kultur der Kamelleute in Rajasthan und die Natur der Wüste unter den Touristen vor Ort zu vergrößern.


Insbesondere unterstützen wir die folgenden Ziele:

  1. Wiederherstellung der traditionellen Weideflächen unter der Regie der ortsansässigen ländlichen Bevölkerung. Bepfanzung der Wüste mit Futterbäumen, die durch Kamele zu verwerten sind.
  2. Die Förderung der Produktion von Kamelmilch, deren wissenschaftliche zu Begleitung und die Verbesserung der Akzeptanz von Kamelmilch sowie deren Anerkennung als Nahrungsmittel unter den „Rajasthan Diary Act“ . ( Bei den Vermarktungsrechten für Kamelmilch sind in jüngster Zeit juristische Erfolge zu verzeichnen. )
  3. Die Entwicklung von bisher noch wenig gebräuchlichen Produkten wie Kamelleder und Kamel-Dung-Papier zum Verkauf an Touristen.
  4. Förderung von Angeboten des sanften Tourismus auf der Basis der Kamelhaltung, insbesondere Kamalsafaris in die Wüste Thar, sowie die Ausbildung von jungen Einheimschen zu Desert-Guides auch unter Aspekten des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes.
  5. Die Verbesserung der Verfügbarkeit von medizinischer Hilfe und Gesundheitsversorgung für Menschen aber auch für die Tiere der Landbevölkerung in der Wüste Thar.
  6. Durch die finanzielle Förderung der Kamelzucht und deren wissenschaftliche Begleitung sowie die Förderung eines wirksamen Systems von Wissenstransfer rund um die Kamelzucht soll der dramatische Rückgang der Kamelbestände aufgehalten werden. Politisch unterstützen wir die Wüstenbevölkerung in ihrer Forderung nach einem vollständigen Verbot, fruchtbare gesunde weibliche Kamele zu schlachten und der Forderung staatliche Maßnahmen, die traditionelle Weidegründe einschränken aufzuheben.




Rückgang der Kamelbestände

Auslöser für unsere Aktivitäten sind Tendenzen, dass immer mehr weibliche Kamele als Schlachttiere verkauft werden. Diese Entwicklung wurde erstmals auf der Puskar-Camel-Fair (dem größten Kamelmarkt der Region) 2001 sichtbar. Hauptabnehmer für Schlachtkamele sind Unternehmen in Bangladesh. Die Schlacht- und Transportbedingungen für die Tiere sind unannehmbar.

Im Jahr 2004 rief die Lokhit Pashu-Palak Sansthan (LPPS), eine NGO, die mit den Kamelzüchtern arbeitet, zum „Jahr des Camels“ aus. Dennoch sind in einigen Gegenden des Gebietes (z.B. Landkreis Pali) die Bestände der Kamele seit 1995 um 50 Prozent zurückgegangen. Als Gründe, ihre Tiere abzuschaffen nannten die Kamelzüchter den Mangel an Weideland, die Ausbreitung von Krankheiten unter den Tieren und ein Mangel an Verdienstmöglichkeit durch Kamelhaltung.

Noch 1951 war Indien das Land mit der drittgrößten Population von Kamelen in der Welt, nach Somalia und Sudan. Doch die Bestandszahlen sanken zwischen 1992 und 1997 von 756.088 auf 668.237 Tiere. Dies entspach einem Rückgang von 11,6% (während alle anderen Arten von Tieren, vor allem Ziegen und Büffel an Zahl zugenommen haben). Die Zahl der jungen Kamele sank um 50% in diesem Zeitraum – ein erstes Warnsignal.

Nach den vorläufigen Zahlen der Viehzählung im Jahr 2003 sank die Population der Kamele in Rajastan unter eine halben Million (498.000) - 24% Rückgang seit 1997. Besondere Sorge bereitet, dass seit Jahren immer mehr gesunde weibliche Kamele zur Schlachtung verkauft werden. Noch vor wenigen Jahren war der Verkauf von Kamelen zur Schlachtung ein unerhörter Gedanke in Rajasthan. Bei den Raika, traditionellen Kamel-Zucht-Kaste, gab es tief verwurzelte soziale Restriktionen gegen diese Verwendung gesunder Tiere. Es steht zu Befürchten, dass das Gefühl dieser Gemeinschaft, für dieVerwahrung eines besonderen biologischen und kulturellen Schatzes zuständig zu sein, schnell verloren gehen wird. Dies ist ein Grund zur Sorge.

Gemeinsam mit den vor Ort arbeitenden NGO´s sind wir der Ansicht, dass dieser Rückgang der Kamelzucht ein Phänomen mit weitreichenden Folgen für Rajasthan ist. Es wird das Land anfälliger für Dürren machen und es wird immer abhängiger von nicht erneuerbaren Energiequellen werden. Bis heute ist das Kamel ein umweltfreundliches und erschwingliches Transportmittel in der Wüste. Der Rückgang der Kamelhaltung wird schwere negative Auswirkungen auf die Lebensgrundlage vieler armer Familien haben.

Sozio-ökonomischer Kontext der

Zucht und Haltung von Kamelen


In Rajasthan, hängt der Lebensunterhalt von mehreren hunderttausend Familien unterhalb der Armutsgrenze unmittelbar von der Haltung von Kamelen ab .Dazu gehören:


1. Ungefähr 20.000 Familien besitzen Herden von weiblichen Kamelen und finanzieren ihren Lebensunterhalt aus dem Verkauf der Nachzucht. Einige Raika Familien (in Mewar, Malva und Godwar) generieren zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Kamelmilch, diese Linderung der chronischen Knappheit an Milch ist typisch für viele ländliche Gebiete.


2. Schätzungsweise 200.000 Menschen und ihre Familien, besitzen ein männliches Arbeitskamel und einen Wagen und verdienen ihren Lebensunterhalt selbstständig durch die kurz- und mittelfristige Bereitstellung ihres Gefährts im Nahverkehr in den großen Städten, in abgelegenen Wüstengebieten und in den hügeligen Gebieten der Aravalli Bereich.


3. Ganze Dörfer in der Thar-Wüste hängen von einem Kamel ab, um Wasser aus tiefen Brunnen zu fördern.


4. Handwerker aus niederen Kasten erzielen Einkünfte aus der Verarbeitung von Kamel-Produkten. Hierbei spielt sowohl die Verarbeitung des Leders, wie auch der Knochen eine Rolle. Knochen ersetzen bei der Herstellung von Kunsthandwerk Verwendung und kann bei Touristen in den Städten abgesetzt werden.

Hauptsächlich ist das Volk der Raika eng mit dem Kamel in Rajasthan verbunden. Es stellte die traditionellen Hüter der Kamelzuchtbestände (Tolas) des Maharadschas. Die Raikas sind eine Hirtenvolk Kaste hüten Kamele, Ziegen und Schafe. Sie leben in Gruppen von vier bis 20 Familien am Rande der Dörfer. Raikas sind meist keine Nomaden und leben mit kleinen Herden von etwa 100 Tieren mit einer reichen Vielfalt an Rassen. Das Hüten der Kamele war ihr traditionelles Erbe, sie sind darüber hinaus für elf "Bikaneri" Schafrassen bekannt. Traditionell sind die Raikas die Hüter der Agrobiodiversität in Bezug auf die Viehzucht, sie haben eine Vielzahl von einheimischen Rassen für die rauen klimatischen Bedingungen entwickelt und gepflegt. Das traditionellen Auswendiglernen von Abstammungslinien ihrer Tiere über 7-8 Generationen ist von unschätzbarem Wert.

Zu den Gemeinschaften, die stark mit der Zucht und Haltung von Kamelen verwoben sind gehören auch die Rajput, Muslim, Charan, Bishnoi, Gujjar und Jat.

Das System der Kamelzucht variiert je nach agro-ökologischen Zonen In den westlichen Bezirken von Rajasthan (Bikaner, Jaisalmer, Barmer), bewegen sich die Kamele während der meisten Zeit des Jahres frei in der Wüste und werden lediglich während der Regenzeit gehütet und überwacht. Die Eigentümer bleiben in den Dörfern. In Zentral-Rajasthan, wo Ackerbau betrieben wird, benötigen Kamelherden das ganze Jahr über Betreuung durch ihre Eigentümer, die deshalb zu einer Art Nomadentum gezwungen sind. Einige der letzten große Herden im Pali Bezirk sind fast ununterbrochen in der Wüste unterwegs. In einigen Ecken von Rajasthan, werden Kamele auch ganz ohne Weise gehalten, dies in der Regel aber nicht zu Zuchtzwecken.


Die jungen männlichen Kamele werden auf einem der Viehmärkte in Pushkar, Nagaur, Balotra und anderen Orten verkauft. Sehr junge Kamele, die noch nicht zur Arbeit eingesetzt werden können, werden häufig von Zwischenhändlern aufgekauft und großgezogen um sie später dem Endbenutzer zu verkaufen.

Gründe für den Rückgang der Kamelbestände

Das Schrumpfen der Weideflächen stellt das größte Problemdar. Der Mangel an Futter wird der Ernährungszustand der Kamelherden schlecht, wodurch sie anfällig für Krankheiten werden. Mangelnde Ernährung beeinflusst zudem die Reproduktionsrate negativ.
Während sich die Nachfrage nach Arbeitskamelen durch zunehmende Motorisierung in einigen Gebieten verringert haben dürfte, ist die wichtigste Ursache für den Rückgang der Bestände das Verschwinden von Weidegründen, die großen Kamelherden als Lebensgrundlage dienen können. Dies ist in vielen Teilen von Rajasthan einleuchtend. Zum Beispiel sind im Pali Bezirk die traditionelle Sommerweiden ein Teil eines Naturreservates (der Kumbhalgarh Wildlife Sanctuary) geworden und damit für die Beweidung geschlossen. Entlang des Indira-Gandhi-Kanals wurde durch ehemalige Premierminister Weideland in einem Umfang in Ackerland verwandelt , der einen tiefen Einschnitte in traditionelle Kamel-Zuchtgebieten bedeutet hat. Das Aufkommen von Bohrbrunnen verändert Szenario der Landwirtschaft im gesamten Kamelzuchtgebiet von Grund auf. Statt extensiver Beweidung wird nunmehr vielerorts intensiver Ackerbau auf eingefriedeten Flächen betrieben.

In vielen Teilen von Rajasthan haben Kamelzüchter keinen Zugang zu vorbeugender Gesundheitspflege und Arzneimitteln. Es gibt keine Märkte für Kamel-Milch, Wolle und Leder. Kamelmilch wird von den großen Micherzeugergenossenschaften diskriminiert.
Zu beklagen ist darüber hinaus der niedrige Status und das schlechte Image der rückständigen Kamelzucht, der Mangel an Respekt für die umfassende traditionelle Wissen der Raika Gemeinschaft, sowie die mangelnde Ermutigung und moralische Unterstützung für Kamel-Züchter.


Es fehlt in Rajasthan an einer organisierten und einheitlichen Politik zugunsten der Weide für das Vieh, dies obwohl der Bundesstaat Rajasthan fast 20 Prozent der Einkommen aus der Tierhaltung generiert, gibt es keine Politik der Regierung in Bezug auf das Weideland.

Um die Ernährungsgrundlage für die Kamele zu verbessern schlagen einheimische Kamelzüchter vor, dass wichtige Futterpflanzen identifiziert werden und ihre Nährwerte bestimmt werden sollen. Gefordert wird ein Programm zur Wiederaufforstung von Typischen Kamel-Futterpflanzen wie zum Beispiel khejari (Prosopis cineraria), Pala (Zizyphus nummularia), kumathiya (Acacia senegal), ker (Capparis decidua), rohida (Tecomella undulata), Dhau (Anogeiossus pendulla), dhokda (Hibiscus ovalifolium), neem (Azrandirachta indica), babool (Acacia nilotica) und jhal (Salvadora persica), und mehrjährige Weiden wie Sevan (Lasiurus sindicus), dachab (Cyperus rotundus), dhaman (Cenchrus ciliaris), Phog (Calligonum polygonoides) , kheemp (Leptadania pyrotechnica) und senia (Crotalaria burhia).

Der Zugang zur vorbeugenden Gesundheitspflege und Arzneimitteln


In allen Bereichen des Kamelzuchtgebietes sind unter den Herden die selben beiden Infektionskrankheiten von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung verbreitet: Trypanosomose und Räude. Aufgrund des begrenzten Raumes und der Ressourcen ist es unmöglich geworden, infizierte Tiere aus dem Rest der Herde zu isolieren, wie traditionell praktiziert wurde. Die Schwierigkeit der Diagnose bestimmter Infektionskrankheiten hat zu einer großen Anzahl von Todesfällen geführt. Durch das unzureichende Futter ist die Anfälligkeit der Tiere größer geworden.
Ein anderes gesundheitliches Problem mit erheblichen Auswirkungen sind Verletzungen bzw. Frakturen aufgrund von Stürzen, Vergiftungen durch den Verzehr bestimmter Pflanzen (Lantana sp., Oleander) .Es fehlt an der medizinischen Versorgung, durch ausgebildete Tierärzte und an Medikamenten. Dies ist teilweise auf die Verknappung und teilweise auf die wandernden Lebensweise der Hirten zurückzuführen.
Die Kamelleute in der Wüste fordern, eine Person in jeder Gruppe oder einem Dorf sollte in die Seuchenbekämpfung und in grundlegender Behandlung geschult werden. Wünschenswert wäre darüber hinaus die Einrichtung für mobile Tierkliniken. Wichtig wäre das Sammeln und Teilen von althergebrachtem tiermedizinischen Wissen unter verschiedenen Kamelbesitzern.

Chancen eines verbesserten Kamel-Marketings

Milch

Kamelmilch hat etwa zwei Prozent Fett, im Vergleich zu vier Prozent in der Kuhmilch. Sie beinhaltet weniger Cholesterin und hat fünfmal so viel Vitamin C wie Kuhmilch. Wie Studien in Indien zeigten enthält Kamelmilch auch ein hohes Maß an Insulin und half Betroffenen von Typ-2-Diabetes durch eine Verringerung ihrer Abhängigkeit von Injektionen.

Allerdings ist Kamelmilch wasserhaltiger im Vergleich zu Kuhmilch und schmeckt leicht salzig. Von einem durchschnittlichen weiblichen Kamel in Indien kann man maximal 13 Liter Milch täglich erwarten, bei einer europäischen Kuh sind es 30 Liter.

Bei den Vermarktungsrechten für Kamelmilch sind in jüngster Zeit juristische Erfolge zu verzeichnen. Feldversuche zur Produktion von Kamelmilch unter den Bedingungen der Landwirtschaft in der Wüste sind notwendig. Gleichzeitig müsste eine Werbekampagne stattfinden um einerseits die Kamelzüchter von dem hohen Potential dieses Produktes zu überzeugen und gleichzeitig den Verbraucher über den Wert des Produktes zu informieren. Die Einrichtung einer Anlaufstelle für Kamel-Milch und Milcherzeugnisse beim Kamelmarkt in Pushkar und Nagaur könnte diesem Ziel dienen.

Im nächsten Schritt müssten Vermarktungsstrukturen organisiert werden. Dazu gehören auch die Kühlketten und die Entwicklung von Veredlungsprodukten.

Die Landwirte wünschen sich die Bereitstellung zusätzlicher Futtermittel für die intensive Aufzucht von Kamelen für die Milcherzeugung.

Wolle


Kamelwolle ist zu rauh und erfordert weitere Behandlung wie das Mischen mit anderen Fasern. Dazu wäre eine Ausrüstung mit kostspieliger Technologie notwendig.

Dung

Kamelmist könnte eine gute Quelle für organischen Dünger sein. Die Sammlung und Vermarktung ist unter den Lebensbedingungen in der Wüste schwierig. Der Dung der Kamele ist stark faserhaltig und eignet sich hervorragend zur Herstellung von Papierprodukten. Die handwerkliche Herstellung von Kamel-Dung-Papier wäre leicht auch unter den Bedingungen der Wüste zu realisieren. Der Tourismus bietet einen guten Markt für derartige Produkte.

Kamel-Safaris

Camel Safaris sind eine wichtige Attraktion für Rajasthan als touristische Destination. Allerdings dominieren lokale Eliten dieses Geschäft, und schöpfen den Hauptteil des Gewinns ab in der Regel landet ein Großteil des Gewinns durch das Safari-Geschäft in den Taschen von Vermittlern und Hotelbesitzern. Nur ein Bruchteil erreicht die Kamelleute. Die Gründung einer den Kamelhaltern gehörenden Safaiagentur in Jaisalmer vor wenigen Monaten hat hier neue Möglichkeiten eröffnet.


Empfehlungen für weitere Maßnahmen


Es muss darauf geachtet werden, dass die Raika und NGOs bei der politischen Entscheidungsfindung beteiligt sind.
Genossenschaftsbanken sollte sollten den Kamelhaltern Darlehen gewähren und die Kamele im Sinn von Sicherheiten als wirtschaftlich nützliche Tiere betrachten.

Alle Forderungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in der Wüste gehen auf Workshops unter Leitung des LPPS Kamel Projekts zurück an denen ausschließlich die Bevölkerung von Dörfern beteiligt war, die für die hohe Qualität ihrer viehzüchterischen Aktivitäten bekannt sind.

Bündnispartner

Die wichtigsten Partner bei der Hilfe für Mensch und Tier sind die Einheimischen selbst. Hier ist insbesondere die NGO Lokhit Pashu-Palak Sansthan (LPPS) zu nennen, die sich mit ihren Aktivitäten und Workshops gut verankert hat.

Die Liga für Hirtenvölker und nachhaltige Viehwirtschaft (LPP) mit Sitz in Deutschland betreibt durch die Tierärztin Dr. Ilse Köhler-Rollefson bereits ebenfalls eine gute Arbeit vor Ort, die von uns hiermit unterstützt wird.

Weiterführende Informationen:

http://www.pastoralpeoples.org/

http://lppsindia.blogspot.com/

http://www.youtube.com/watch?v=AUVilcvv1RI

http://www.natur.de/scripts/basics/natur/news/basics.prg?session=42f948e24d8744a6_84989&a_no=4396&main=drucken


SINNVOLLE SPENDEN AN EINE NGO, DIE IN UNSEREM SINNE ARBEITET:

Liga für Hirtenvölker e.V.,
Sparkasse Darmstadt, Konto 28004893, BLZ 50850150
Stichwort: Kamele.